OKR als Motor für Veränderung
Best Practice der SWKiel Netz GmbH
von Immo Poelke & Steffen Körtje, März 2025
Die Energiewirtschaft ist im Wandel. Neue Technologien, veränderte Kundenbedürfnisse und die Energiewende stellen Energieversorger vor große Herausforderungen. Um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein, braucht es agile Organisationen und flexible Prozesse. Immer mehr Unternehmen der Branche setzen deshalb auf die agile Methode Objectives and Key Results (OKR), um ihre Ziele zu erreichen und ihre Mitarbeitende zu motivieren.
Was erwartet euch in diesem Artikel?
Wir geben euch Einblicke in die Herausforderungen bei der OKR-Einführung, teilen unsere wichtigsten Learnings und zeigen auf, was wir heute anders machen würden. Außerdem erfahrt ihr mehr über die konkreten Schritte der Implementierung und die Rolle von OKR für die Zukunft der SWKiel Netz GmbH.
Die Ausgangssituation
„Wir arbeiten in der SWKiel Netz GmbH als 100%-Tochter der Stadtwerke Kiel AG und damit als Teil des Konzerns der MVV Energie AG in einer klassischen hierarchischen Organisation“, berichtet Immo Poelke.
„In den letzten Jahren haben wir zwar vereinzelnd agile Methoden ausprobiert und eingesetzt (z.B. Scrum und Kanban) aber die grundsätzliche Steuerung der Prozesse und der Teams erfolgt immer noch überwiegend nach klassischen TopDown-Methoden. Das funktioniert auch, ist in unserer Kultur fest verankert und bietet bei klaren Rahmenbedingungen sowie bekannten Märkten Stabilität und Sicherheit“, stellt Immo Poelke fest.
„Der Transformationsprozess im Energiesektor und die damit verbundenen Risiken und Chancen für unser Geschäftsmodell zwingen uns, bestehende Handlungsweisen und Prozesse neu zu denken und neu zu gestalten."
"Die dafür notwendige Anpassungsgeschwindigkeit hat in den letzten Jahren extrem zugenommen. Neue Gesetze, neue Marktrollen, neue Technologien und neue Geschäftsmodelle im Energiemarkt bringen eine Dynamik in das Geschäft, die es vorher so nicht gegeben hat. Von daher müssen wir uns als Unternehmen auch kontinuierlich anpassen und weiterentwickeln. Mich hat es schon länger gereizt, mein Team aktiver in die Gestaltung der Veränderungsprozesse mit einzubinden. Zum Einen, um die Eigenverantwortung der einzelnen Mitarbeiter zu stärken und zum Anderen um gemeinsam mit dem Team das Ambitionsniveau zu erhöhen," so Poelke.
Die Lösung: OKR´s
Auf der Suche nach einer agilen Methode, die Flexibilität, Transparenz und Motivation fördert, stieß Immo Poelke auf ein Interview mit John Doerr aus dem Jahr 2018, in dem er die Entstehungsgeschichte von „Objectives and Key Results (OKR)“ bei Intel beschrieb und die wesentlichen Vorteile aus seiner Sicht und seiner Erfahrung in verschiedenen Unternehmen darstellte.
"Die Beschreibung der Methodik und die damit verbundene Philosophie hat mich sofort begeistert.", so Poelke.
„John Doerr nutzte im Interview das Akronym - F.A.C.T.S. - für die aus seiner Sicht hervorzuhebenden ‚5 Superpowers‘ von OKR: Focus, Alignment, Commitment, Tracking und Stretching.
Diese kurze Zusammenfassung hatte mich überzeugt, dass OKR ein geeignetes und sinnvolles Instrument für meine Teams und mich sein könnte.“
"Mit OKR wollten wir eine höhere Flexibilität, Transparenz und Mitarbeitendenmotivation erreichen", so Poelke.
OKR bot die Möglichkeit, die starren Top-Down-Strukturen aufzubrechen und eine neue Kultur der Zusammenarbeit zu etablieren. Mit OKR konnten Ziele klar definiert, transparent gemacht und die Fortschritte messbar verfolgt werden. Gleichzeitig bot die Methode den Mitarbeitenden mehr Raum für Eigeninitiative und Verantwortung.
Die Umsetzung
Die Einführung von OKR bei der SWKiel Netz GmbH war kein Sprint, sondern eher ein Marathonlauf, der mit Bedacht und Strategie angegangen wurde. Steffen Körtje, OKR-Coach vom New Work Lab, stand dem Team dabei als erfahrener Trainer und Moderator zur Seite.
Zunächst wurden die Mitarbeitenden nicht einfach ins kalte Wasser geworfen, sondern Schritt für Schritt an die OKR-Methode herangeführt. In speziellen Praxis- und Theorie-Trainings konnten sie die Grundlagen der Methode erlernen und erste Erfahrungen im Umgang mit Objectives und Key Results sammeln. Doch Theorie allein reicht nicht aus.
Um die OKR-Methode wirklich zu verinnerlichen und an die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen, wurde ein Pilotbereich definiert. Hier konnten die Mitarbeiter:innen die Methode in der Praxis erproben, erste Erfolge feiern und aus Fehlern lernen. Dieser iterative Ansatz ermöglichte es, die OKR-Methode organisch in die Arbeitsweise der SWKiel Netz GmbH zu integrieren und die Teams von Anfang an in den Prozess einzubeziehen.
"Natürlich gab es auch Herausforderungen", berichtet Immo Poelke.
"Die Mitarbeiternden empfanden die OKR-Methode zunächst als zusätzliche Belastung im ohnehin schon vollen Arbeitsalltag." "Wir leben zudem nach wie vor in einer Kultur, in der die 100% erreicht werden sollen und in der Fehler besser zuvermeiden sind. Ziele sollen erreicht und abgehakt werden. Die Mitarbeitenden waren unsicher, wie ambitioniert die selbst gesetzten Ziele sein sollten."
Immo Poelke
Abteilungsleiter Netzwirtschaft&Regulierung,
SWKiel Netz GmbH, Kiel
Was zeichnet uns aus?
"Wir konnten viele unserer Ziele erreichen. Die Teams sind aktiver in die Unternehmensentwicklung eingebunden und wir bringen uns mit OKR auf ein neues Level der Zusammenarbeit," resümiert Immo Poelke zufrieden. Die Einführung von OKR bei der SWKiel Netz GmbH hat sich als voller Erfolg erwiesen. Die agile Methode hat nicht nur dazu beigetragen, die Flexibilität und Transparenz im Unternehmen zu erhöhen, sondern auch die Motivationen der Mitarbeitenden spürbar gesteigert.
Doch die Reise ist noch nicht zu Ende. Immo Poelke und sein Team haben bereits die nächsten Schritte im Visier.
"Wir planen, die OKR-Methode zukünftig auch bei weiteren Teams und der Führungsebene einzuführen sowie konsequenterweise die Unternehmensleitung in die Definition von MOALS einzubinden", so Poelke.
Die MOALS (Midterm-goals) bilden das Fundament für die strategische Ausrichtung des gesamten Unternehmens und dienen als Kompass für alle nachfolgenden OKR-Zyklen. Indem die Unternehmensleitung aktiv in die Definition der MOALS eingebunden wird, wird sichergestellt, dass die OKR-Methode nahtlos in die Gesamtstrategie des Unternehmens integriert wird.
Die SWKiel Netz GmbH ist damit ein inspirierendes Beispiel dafür, wie die OKR-Methode Unternehmen dabei unterstützen kann, sich den Herausforderungen der heutigen Zeit zu stellen und erfolgreich in die Zukunft zu navigieren.
Best-Practise-Tipps von Immo Poelke
"Starten Sie mit Pilotbereichen, um die OKR-Methode in der Praxis zu testen."
"Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden OKR-Trainings an, um das notwendige Wissen und Verständnis zu vermitteln."
"Seien Sie geduldig, Erfolge sind nicht sofort sichtbar."
„Die Einführung von OKR als Steuerungsinstrument ist ein Kulturwechsel. Geben Sie den Teams und der Organisation genügend Zeit und Unterstützung, um diesen Wandel erfolgreich zu meistern.“
Die Autoren
Immo Poelke
Abteilungsleiter Netzwirtschaft & Regulierung, Prokurist
SWKiel Netz GmbH, Kiel
Steffen Körtje
OKR-Coach & Organisationsentwickler
New Work Lab, Hamburg